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::: DENNIS HOPPER :::

DER ENDLOSE HIGHWAY

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Dennis Hopper (1936–2010) war vieles: Easy Rider, Fotograf und Regisseur, schießwütiger Junkie, feinsinniger Maler und einer der intensivsten Filmschauspieler seiner Generation. Ein Nachruf.

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dennis-hopper_portrait_obituary„Mein Leben war eigentlich sehr okay. Aber es wäre einfacher gewesen, wenn da nicht dieses unaufhörliche Verlangen gewesen wäre, etwas Kreatives zu machen. Und wenn ich nicht immer diese Unruhe in mir gehabt hätte, ob ich die Chance dafür bekomme“, so Dennis Hopper, der am 29. Mai 2010 nach langem Kampf gegen den Prostatakrebs in Los Angeles verstorben ist, in einem Interview mit dem Art-Magazin.

„Sei kreativ oder stirb!“ Das war das lebenslange Leitmotiv eines Vollblut-Künstlers, eines Getriebenen, eines Prometheus, der sich an der Flamme, die er durchs Leben trug, immer wieder die Finger verbrannte. Das Feuer hat er an viele weitergereicht, und das ist es wohl, was im Leben eines Künstlers zählt.

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Dennis Hopper, geboren am 17. Mai 1936 in Dodge City, Kansas, wuchs auf der Farm seiner Großeltern auf. Die faden Weiten der Kornfelder tauschte er bereits als Teenager gegen die atemberaubende kalifornische Landschaft am Rande des Pazifiks ein, um Schauspieler zu werden. Seine beiden ersten Leinwandauftritte hatte er an der Seite James Deans in Rebel Without A Cause (1955) und Giant (1956). Dean mit seiner idiosynkratischen und traumwandlerischen Art der Improvisation beeindruckte den verbissenen Heißsporn Hopper tief.

In dieser Zeit gehörte Hopper zwar zur Clique um Dean, Sal Mineo und Natalie Wood, dennoch betonte er später dass er nie wirklich ein Freund der im Grunde unnahbaren Ikone wurde. Zumindest probierten sie zusammen Motorräder, schnelle Autos und Drogen aus. Gleichzeitig nahm Hopper Unterricht im Actor’s Studio, und in Jahren nach Deans Tod war er in erfolgreichen Kino-Produktionen an der Seite von Burt Lancaster, Kirk Douglas, Clint Eastwood und John Wayne zu sehen.

Dennis Hopper galt schon damals als störrischer Exzentriker. Durch diese Veranlagung blieb er besonders in der Zeit von 1960 bis 1963 ohne Engagement. Danach schuf er sich eine dauerhafte Fangemeinde mit psychedelischen Filmen wie The Trip (1967) und Head (1968). 1969 drehte Hopper mit seinen Freunden Peter Fonda und Jack Nicholson (den er zunächst aufgrund seiner mangelnden schauspielerischen Qualitäten nicht mitspielen lassen wollte!) für nur 400.000 Dollar den Kult-Film Easy Rider, der ihm eine Oscar-Nominierung für die “Beste Regie” einbrachte.

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Hopper, der durch das kleine Budget und den großen Erfolg die Filmindustrie überraschte, machte sich damit zum Star der 68er-Bewegung. Als sich diese Anfang der Siebziger auflöste, machten sich bei Hopper schwere psychische Probleme bemerkbar. Sein Nachfolgefilm The Last Movie, gedreht 1970 in Peru, geriet auf Hoppers Schneidetisch in Taos, New Mexico, unter heftigem Alkohol- und Drogenkonsum zu einem surrealistischen Puzzle. Ähnliches dürfte in dieser Zeit mit seinem Privatleben passiert sein: Seine zweite Ehe mit Michelle Phillips ging im November desselben Jahres, nach nur acht Tagen, in die Brüche.

Hopper kam in die Psychiatrie, wo er einen erfolgreichen Zwangsentzug machte, zog sich zurück und war nur noch selten vor der Kamera zu sehen. Politisch wandelte er sich vom Linken zum Konservativen, künstlerisch sattelte er dauerhaft auf die lukrative Rolle des Psychopathen um.

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Das Geld investierte er in Kunst; sein Haus in Venice Beach war immer eher Galerie und Atelier als Wohnstube. Sein Frühwerk war bereits bei einem Brand 1961 in Flammen aufgegangen, in den achteinhalb Jahren, in denen Hopper mit der Schauspielerin Brooke Hayward verheiratet war, gab er 22.000 Dollar für Gemälde und Kunstgegenstände aus. Die Sammlung musste er für die Scheidungsabfindung verkaufen.

Hoppers Cover-Artwork für die Single River Deep-Mountain High von Ike & Tina Turner (1966).
Hoppers Cover-Artwork für die Single River Deep-Mountain High von Ike & Tina Turner (1966)

1974 übernahm er die Rolle des Tom Ripley in Wim Wenders Ripley’s Game („Der amerikanische Freund“), 1979 spielte er höchst authentisch einen auf Acid durchgeknallten Reporter in Apocalypse Now. 1986 gelang ihm als dauerfluchendem, Amylnitrit-inhalierendem Gangster Frank Booth in David Lynchs Blue Velvet ein viel beachtetes Comeback. Für seine Rolle in Hoosiers („Freiwurf“; 1986) wurde er als bester Nebendarsteller für einen Oscar nominiert.

1988 stand Dennis Hopper wieder hinter der Kamera und überzeugte als Regisseur von Colors („Farben der Gewalt“) mit Sean Penn und Robert Duvall. Weitere Regiearbeiten folgten mit Catchfire (1989), The Hot Spot (1990; mit einem atmosphärischen Blues-Soundtrack von Jack Nitzsche) und Chasers (1994). In den Neunzigern spielte Dennis Hopper in rund 30 Filmen mit und war unter anderem in den Erfolgsfilmen Super Mario Bros (1993), Speed (1994) und Waterworld (1995) zu sehen.

Hopper mit Beat-Dichter Allen Ginsberg.
Hopper mit Beat-Dichter Allen Ginsberg

In Tony Scotts True Romance (1993) nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino, war er gemeinsam mit Christopher Walken in einer Szene zu sehen, die auf Schauspielschulen noch immer als besonderes Juwel gezeigt wird. Hopper spielt den Vater des Protagonisten Clarence Worley (Christian Slater), der sich mit einem Koffer voll Kokain auf der Flucht vor dem Mob befindet. Um seinen Sohn nicht zu verraten, beleidigt der pensionierte Cop den ihn verhörenden Mafioso (Walken) anhand einer historischen Metapher dermaßen, dass dieser ihn erschießt, ohne von ihm die Koordinaten von Clarence zu erfahren:

Clip: True Romance / „Sicilians”-Szene

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1998 persiflierte Hopper sich selbst in einer Werbung für die Automarke Ford in der er sich selbst nach 30 Jahren auf seinem alten Motorrad aus Easy Rider begegnet. Einen ironisch-souveränen Auftritt als rüstiger Biker Eddie Zero absolvierte er 2008 in der ebenso brutalen wie ästhetisch hochwertigen Tarantino-Produktion Hell Ride.

Zu seinen letzten Filmprojekten zählen Land of the Dead, Palermo Shooting (mit Campino von den Toten Hosen) und zahlreiche Sprechrollen, etwa als Wolf Tony im noch in diesem Jahr erscheinenden Animationsfilm Alpha and Omega. Zudem arbeitete er als Erzähler bei Dokumentationen (hauptsächlich über das Leben befreundeter Zeitgenossen wie Andy Warhol und Lawrence Ferlinghetti, aber auch über den Ausnahme-Skater Christian Hosoi) und auf dem Track Fire Coming out of the Monkey’s Head auf dem Gorillaz-Album Demon Days.

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Mit den Frauen hatte es der impulsive Künstler Zeit seines Lebens schwer, man darf aber annehmen: sie mit ihm auch. Hopper war fast durchwegs mit darstellenden Künstlerinnen liiert, aus seinen Beziehungen stammen drei Töchter und zwei Söhne. Von 1961 bis 1969 war er mit Brooke Hayward verheiratet, 1970 mit The Mamas And The Papas-Sängerin Michelle Phillips, von 1972 bis 1976 mit Daria Halprin, von 1989 bis 1992 mit Katherine LaNasa. In seinen letzten Monaten kostete ihn der Scheidungskrieg mit seiner fünften Frau Victoria Duffy alle Kraft, die ihm die Chemotherapie noch ließ.

Dennis Hopper hinterlässt neben seinen Filmarbeiten vor und hinter der Kamera auch ein umfangreiches Werk als Fotograf und Maler. Seine Arbeiten zeigte er in Galerien und bei mehreren hundert Ausstellungen in den USA, Europa und Japan. Eine große Hopper-Perspektive soll am 11. Juli im Museum of Contemporary Art in L.A. durch Julian Schnabel eröffnet werden. Abgemagert auf 45 Kilo, nahm Hopper noch im März 2010 auf dem “Walk of Fame” in Los Angeles einen Stern für sein Lebenswerk entgegen, Weggefährten wie Jack Nicholson, David Lynch und Viggo Mortensen zollten ihm dabei Respekt.

Dennis Hopper, ebenfalls im Interview mit Claudia Bodin für das Art-Magazin, 2009: „In meinem Leben war ich in vielen Dingen sehr naiv – und in anderen, Gott sei Dank, sehr stur. Zwar hatte ich früher keine Ahnung, in welche Richtung ich losstürmte. Aber dafür war ich nicht aufzuhalten.“

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Photos: Larry Keenan, Andy Warhol

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